Die Bedeutung der Tat

Nach RADTKE (2000, S.48) hatte für Korczak die Tat immer Vorrang gegenüber dem Wissen. Wissen um des Wissens Willen war für ihn zweitrangig, und dies drückt auch seine Abneigung gegenüber den orthodoxen Gelehrten aus, die zwar wissen, aber nicht tun. Auch, wenn deren Leben durch das reine Wissen erfüllend sein könnte, so sind für die Gesellschaft laut Korczak andere Dinge entscheidender, wie zum Beispiel die Kenntnis der Menschen und des Lebens, gute Gesundheit und ein starker Wille etc. (KAHN 1992, S.112). Die Jugendlichen soll man deshalb „zu Menschen erziehen und nicht zu Gelehrten“ (KORCZAK 1979, S.64 in KAHN 1992, S.112). Jedoch lehnt Korczak das Wissen natürlich nicht gänzlich ab, es kommt für ihn nur nach der Tat, und sollte immer mit dieser verknüpft sein. So spielte die Arbeit im Waisenhaus auch eine wichtige Rolle. Die Kinder hatten verschiedene Dienste im Haus zu übernehmen, wobei die körperliche Arbeit nicht weniger geschätzt wurde wie die geistige.

Diese Dienste sollten jedoch immer wieder einmal abgewechselt und getauscht werden, um die Motivation der Kinder zu erhalten und die Arbeit nicht stumpfsinnig werden zu lassen. Korczak ist auch der Meinung, dass Kinder die Übernahme von Pflichten und die Organisation derselben befürworten. Die Pflichten der Kinder führte Korczak zuerst einmal selbst aus (vgl. MORTKOVICZ-OLCZAKOWA 1967, S.137 in KAHN 1992, S.112). Auch die jüdische Religion hat viel mit der Erfüllung von Pflichten und Geboten zu tun. Wie bereits in 4.2 beschrieben, wird die kommende Heilszeit durch die Erfüllung der Gebote vorweggenommen und herbeigeführt. „Das Gute beginnt nicht erst morgen, sondern bereits heute in der eigenen Person“ (KAHN 1992, S.115). Nach KAHN lebt auch Korczak nach dieser Maxime, indem er bei sich selbst und in der Gegenwart beginnt, durch die Tat zu lehren, statt durch Worte in einer nicht absehbaren Zukunft. Nach KAHN (1992, S.116) gleichen sich außerdem die jüdische und die korczak`sche Auffassung der Tat. Die jüdischen Gebote sollen nicht nur formal erfüllt werden, sie zielen auf die innere Einstellung der Menschen. Und darum geht es auch Korczak, denn die Kinder sollen sich frei entscheiden, welche Dienste sie erfüllen wollen oder ob, und wenn ja, in welchen Bereichen, sie sich bessern wollen. Bei der Ausführung der Tat ist also wiederum nicht diese selbst, sondern das dahinter stehende Motiv von zentraler Bedeutung. So sollen die Kinder auch Fehler machen, da sie sich nur aus diesen heraus bessern können. Wiederum will Korczak den Kindern nicht irgendwelche Pflichten auferlegen um ihnen Vorschriften zu machen, sondern damit die Kinder aus ihren Erfahrungen lernen können. (KAHN, 1992, S.117)

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